Veröffentlichungsdatum: 07.10.2021

SaarWeinGut Peter Burens

Garagenweine sind Kult

Geringe Produktionsmengen mit höchstem Qualitätsanspruch zeichnen die Produkte der kleinsten Weingüter der Weinwelt aus.

Eigentlich muss man erst einmal erklären, was es mit der Bezeichnung Garagen-Weingut auf sich hat. Mitte der 90er-Jahre etablierte sich im französischen Saint-Èmilion, in der Region Bordeaux, einem der bekanntesten und bedeutendsten Weinbaugebiete im Südwesten Frankreichs, ein Begriff für individuelle Weine, der alsbald nicht mehr aus der Branche wegzudenken war. Winzer, die nur wenige Tausend Flaschen produzierten, wurden als „Garagiste“ bezeichnet. Folglich wurden ihre Weine anfangs auch Garagenweine genannt.

Der Begriff sollte allerdings nicht allzu wörtlich genommen werden. Der „Vin de garages“ schmeckte oft vorzüglich und fand schnell Freude, zumindest in der näheren Umgebung des Mikro-Weingutes und unter Liebhabern besonderer Süffeleien sowieso. Micro-Châteaus nennt man sie im Bordelais, wobei die Begrifflichkeit „Schloss“ schon gar nichts mit einem Palast zu tun hat. Im deutschsprachigen Raum werden die kleinsten Weinbereitungsstätten – nicht unbedingt verächtlich oder gar geringschätzig – Garagenweingüter genannt. Der Franzose hingegen, denkt er denn an Garagenwein, als „Vin de garages“, vermutet eher schmunzelnd, dass nur ein paar Tausend Flaschen vom Besten an diesem Ort zu finden sind und er doch immerhin noch ein Fläschchen davon erstehen möchte.

Nicht nur in den Ländern rund ums Mittelmeer haben sich in den vergangenen Jahren Mini-Weingüter gegründet, die schon jetzt Kultstatus unter Weinkennern und Feinschmeckern genießen. Nun scheint es so, dass sich Mikro-Weingüter auch in deutschen Weinbauregionen etablieren. Tatsächlich ist es so: Die wenigen Winzer, die ein Garagenweingut betreiben, produzieren meist auf sehr geringer Anbaufläche die besten Weine, die oft erst gar nicht im Handel zu bekommen sind. In Deutschland gibt es heute gerade einmal fünf solcher Domains.

Eines dieser extrem kleinen Weingüter mit geringer Ertragsfläche und geringem Hektarertrag liegt im Anbaugebiet Mosel und ist das Saarweingut Peter Burens in Saarburg. Der Winzer Peter Burens ist jung, gut ausgebildet, voller Ideen und hat die nötige Energie aus eigener Kraft – vielleicht auch durch Mithilfe von Freunden und Familie – hervorragende Weine aus den Rebsorten Riesling und Grauburgunder zu keltern. Im Frühjahr 2015 starteten Eva und Peter Burens mit ihrem Garagen-Weingut in die Teil-Selbstständigkeit. Seit 2021 ist Peter Burens Vollzeitwinzer und seine Frau Eva ist beim DLR Mosel in Bernkastel-Kues (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum) fest angestellt.

Sie besitzen eine Weinbergfläche von 1,2 Hektar, die im Ertrag steht. Eine kleine Parzelle liegt im Niedermenninger Herrenberg, doch ihre beste Lage „Auf Schonfels“ (Bereich Saarburg) befindet sich in unmittelbarer Nähe zum bekannten Weinort Ayl. Auf feinverwittertem Devonschiefer und Schieferfelsen wächst ausschließlich die Rebsorte Riesling, den das Weingut Burens erstmals 2016 angeboten hat. Alle Weine werden mit Wildhefen vergoren, liegen lange auf dem Hefelager und strotzen vor typischer Saar-Aromatik. Peter Burens zu seinem unfiltrierten Trockenen: „Aufgrund der Spontanvergärung und des längeren Hefelagers verfügt der Unfiltrierte über höhere Komplexität, eine gebundene feine Säurestruktur, zarten Schmelz und einen Hauch von provenzialischen Kräutern.“

Die beiden Jungwinzer Eva und Peter Burens verfügen beide über eine umfangreiche Winzerausbildung. Der 31-Jährige lernte von 2008 bis 2011 bei den renommierten VDP-Weingütern Schloss Saarstein in Serrig an der Saar, im VDP-Weingut Hans Witsching im fränkischen Iphofen und beim VDP-Weingut Peter Lauer in Ayl/Saar. Bei Letzterem verdiente sich Burens nach einem Aufenthalt im Weingut J. Christopher Wines in Oregon/USA und weiterer schulischer Ausbildung mit Abschluss zum Weinwirtschafter (Weinbau und Önologie) und Winzermeister noch einige Zeit seine Brötchen.

Eva Burens machte 2009 bis 2011 eine Ausbildung zur Winzerin im VDP-Weingut Robert Weil in Kiedrich im Rheingau. Im Anschluss studierte die an der Hochschule Geisenheim Getränketechnologie mit Masterabschluss. Weitere Erfahrungen sammelte sie im dänischen Kirchweingut Frederiksdal und beim Weingut Solveigs in Geisenheim. „Seit der Gründung unserer Weingutes sind nun einige Jahre vergangen und die anfänglichen Erfahrungsdefizite mit der Hydropresse oder auch mal Probleme mit Korken oder Ähnlichem gehören der Vergangenheit an. Für entsprechendes Korkmaterial geben wir inzwischen etwas mehr aus, aber der Korkverschluss bei besonderen Weinen muss für meine Begriffe einfach sein“, sagen die beiden.

Die 2019er Rieslinge gehören für Peter Burens nach wie vor zu seinen bisherigen Favoriten-Jahrgängen, doch auch die 2020er wurden in den Fachmagazinen vielfach gelobt. „Ich sehe es wie viele meiner Kollegen mit kleinen Rebanlagen. Was brauchen wir? Gesunde Böden, gesundes Lesegut, gesunde Hände und eine funktionierende Familienstruktur. Mit diesen Faktoren schaffen wir „Garagistes“ es auch, qualitative hochwertige, gar prämierte Weine zu produzieren. Die Mengen sind zwar überschaubar, aber auch das wissen die Liebhaber unserer Weine zu schätzen und genießen diese in besonderem Maße“, erzählt der Winzer mit seinem schönsten Riesling-Lächeln.

Mit der großartigen Weinberglage „Auf Schonfels“ besitzen die beiden eine extreme Steillage in Südost-Disposition mit mehr als 40 Jahre alten Reben bestockt hoch über der Saar. Der warme Schieferboden ermöglicht hochwertiges Traubengut mit hohen Öchsle-Graden. Der Schonfels ist nach VDP-Maßstäben eine klassifizierte Große Lage (Grad Cru). Er besteht aus zwei Mikrosteillagen: Saarburger Auf Schonfels und Ayler Schonfels.

Schon bei der Lese werden die einzelnen Riesling-Trauben nach Qualitäten per Hand sortiert, anschließend im Micro-Château des urgroßväterlichen Hauses in Saarburg schonend verarbeitet. Der Trester leistet als Dünger für die nächsten Traubenernten wertvolle Dienste im Weinberg. „In unserer Weinkollektion ist ein lebendiger, facettenreicher Grauburgunder. Er wächst auf Muschelkalk an der Oberen Mosel, nahe der Grenze zu Frankreich und Luxemburg. Das 2020er Meisterstück „Grauburgunder-Muschelkalk“ besitzt aromatische Fruchtnoten. Am Gaumen prickelnde Säure, Zitrusnuanchen und Clementine, kühl und zart kalk-mineralisch mit gutem Trinkfluss. Bewusst haben wir uns für dieses Terroir am Rand des maritimen Pariser Beckens entschieden. Das beduetet für unseren Grauburgunder das beste Terroir für absoluten Weingenuss“, sagt Burens. Die Rieslinge 2020 „Auf Schonfels“ gibt es als Kabinett-Qualität einmal fruchtig und feinherb. Geschmacklich erinnern sie an Steinfrüchte, etwas Cassis und Rhabarber. Beim 2019er Réserve Riesling unfiltriert wurde auf eine Filterung verzichtet, um dem Wein mehr Geschmacksstoffe und Dichte zu lassen. Der Réserve duftet nach saftigen gelben Früchten und schmeckt füllig nach Reineclauden und Grapefruit und ist mit seiner feinen Säure frisch und bestens ausbalanciert. Die Weine sind direkt ab Garage oder online zu haben.

Und einen weiteren Tipp gibt Burens mit auf den Weg. Für den trockenen, unfiltrierten Riesling sagt er viel Freude und Genuss voraus, wenn dieser vor dem Trinken dekantiert und belüftet wird. Die Weinmenge wird auch für 2021 für das Garagen-Weingut überschaubar sein, doch das spielt nicht die übergeordnete Rolle. In erster Linie geht es um überzeugende Qualitäten.

Heute gibt es so manche verrückten Ideen, so auch hier in Saarburg. Hier die Geschenkidee der Burens: Pächter eines Rebstocks zu werden. Für eine bestimmte Zeit und einen festgelegten Pachtzins bekommt der namentlich benannte Pächter ein Zertifikat und für jeden Rebstock jährlich eine Flasche unfiltrierten Riesling aus dem zurückliegenden Jahrgang. Des Weiteren wird das Weingut ein wenig wachsen, und die Burens schauen optimistisch in die Zukunft.